Paul Egli
Der Künstler zu seinem Werk:
Seit über zweitausend Jahren haben Kunstschaffende dich, Venus, als Göttin der Liebe, des Verlangens und der Schönheit dargestellt. Die Kunstschaffenden wie auch die Betrachtenden haben dich in diesen Werken über all die Zeiten bis heute als solche erkannt. Viele von uns sind als Betrachtende beim Anblick dieser Darstellungen berührt, auch wenn sie vor mehr als tausend Jahren geschaffen wurden.
Das Weibliche hatte seit jeher in den künstlerischen Werken vieler Kulturen einen besonderen Stellenwert. Denken wir etwa an die fernöstlichen Tempelreliefs, die vielen Madonnenbilder der Renaissance, dann aber auch an die Darstellungen der Frau auf Bildern der neueren Zeit.
Drückten die vorwiegend männlichen Kunstschaffenden einfach ihre Gefühle, Sehnsüchte und Neigungen zum anderen Geschlecht aus? Oder hat das Weibliche im Menschsein eine besondere, weitergehende, vielleicht sogar ins Überzeitliche führende Dimension? Sind Darstellungen des Weiblichen in der Kunst besonders geeignet Empfindungen auszudrücken, zu vermitteln? Empfindungen, die sowohl vom Mann wie von der Frau beim Betrachten häufig gleichermassen wahrgenommen werden?
Neben diesen Kunstdarstellungen hatte die Frau im Schatten der männerdominierten Gesellschaft zu bleiben. So waren Frauen auch in der langen Geschichte des Klosters Muri mit wenigen Ausnahmen nicht existent.
Trotz diesem Bewusstsein und meiner Überzeugung einer notwendigen gesellschaftlichen Veränderung habe ich den Focus in diesem Projekt auf das Venus-Attribut der Schönheit gelegt, welche sie ja seit jeher verkörpert. Welchen Stellenwert hat «Schönheit» heute in der Kunst ? Was ist überhaupt Schönheit? Ist es Berührtsein? Welches ist für Sie ein «schöner» Kunstgegenstand? Darf – gesellschaftlich gesehen – etwas in der heutigen Kunst noch «schön» sein? Solche Fragen stellen sich meine sieben Frauengestalten im Video und möchten Sie damit zum Denken anregen.
In meinen künstlerischen Arbeiten setze ich mich seit Jahren intensiv mit dem Menschen auseinander. Im Zentrum steht das menschliche Gesicht. Dabei geht es mir nicht um die Wiedergabe eines bestimmten Menschen oder Gesichtes, wie etwa bei der Portrait-Malerei. Das Geschaffene soll vielmehr weiterführen und mit seinem Ausdruck etwas vom zeitlos Menschlichen spiegeln und den/die Betrachter/in berühren.
Paul Egli, geb. 1949, lebt in Muri. Weitere Informationen siehe www.paul-egli.ch