Klodin Erb
Klodin Erbs Herzkammer ist geprägt von ihrer Biografie: Die Künstlerin ist katholisch aufgewachsen, war als Kind fasziniert vom Kult der Kirche und hat schon früh mit ihrem Vater sakrale Räume besucht. Ihr Grossonkel war Mönch in Einsiedeln und als Biologie mit der Anatomie vertraut, zusammen mit ihrer Grossmutter hat sie oft genäht, etc. etc. Als Malerin bricht sie hier aber ihr angestammtes Metier auf: eigentlich hängen hier keine Bilder, sondern Skulpturen aus Malerei an der Wand.
Die für diesen Ort entstandene Installation weitet das Thema des Murianer Venus-Projekts aus. Zwar evozieren Farbigkeit und und der Umgang mit dem Material Qualitäten, die gemeinhin mit Frauen assoziiert werden. Das Werk eröffnet in seiner Vielschichtigkeit aber viele weitere aktuelle gesellschaftliche Diskursfelder, denken wir etwa an die unterschiedliche Einfärbung der Lederhäute oder an die technologisch anmutende Wiedergabe der medizinischen Herzschnitte. Und doch findet die Szenerie in einer Art Arbeitszimmer oder Handwerksstätte des Klosters statt, Spiritualität ist gleichwohl omnipräsent. Und die primäre Referenz für diese malerisch-skulpturale Rauminstallation war das Herz von Zita, der letzten Kaiserin von Österreich, das zusammen mit demjenigen ihres Gemahls Karl I. gemäss ihrem testamentarischen Wunsch in der neuen habsburgischen Familiengruft in der Loretokaplle im Kloster Muri bestattet ist. (PF)
So meint denn auch die Künstlerin selbst zu ihrem Werk:
Die Initiallösung für diesen Raum kam recht schnell: Vom Herz der Zita habe ich schon gehört, und im Zusammenhang mit meiner Faszination für Reliquien hat mich dieses Thema sehr interessiert. Ich fand aber auch, dass das Herz von Zita zwar irgendwie wichtig ist, aber ich wollte den Kult demokratisieren. Nicht nur Zita soll im Zentrum stehen, sondern hier im Kloster könnten auch die Herzen von vielen anderen ruhen, auch andere Leute waren wichtig fürs Kloster und für das Leben überhaupt, gerade auch Frauen. Die Idee für diese Herzkammer war geboren.
Videointerview mit Klodin Erb
(Viviane Barbieri für Murikultur, 2024)
Klodin Erb, geb. 1963, lebt in Zürich. Weitere Informationen siehe: klodinerb.com