Seda Hepsev
Die Künstlerin zu ihrem Werk:
Der Ausgangspunkt meines Projekts wurzelt in der Venusfliegenfalle. So heisst eine fleischfressende Pflanze aus der Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae). Auffallend sind ihre sich schnell bewegenden, wie Fangeisen angelegten Fallen. Sie überlebt auf feuchten, sandigen und torfigen Erden. Wenn ein mögliches Beutetier eine oder verschiedene Fühlborsten innerhalb 20 Sekunden mindestens zweimal berührt, wird ein Aktionspotential ausgelöst, das sich mit einer nervenartig hohen Geschwindigkeit (6 bis 20 cm/s) über das gesamte Blatt fortpflanzt und den Verschluss initiiert. Die Blatthälften der Falle schlagen dabei zusammen wie Fangeisen und überraschen das Opfer.
Die Pflanze ist nach der Venus benannt, weil sie mit ihrem süßen Nektar Insekten anlockt, die ihre Opfer sind. Der botanische Name lautet «Dionaea muscipula». Das lateinische Dionaea bedeutet «Tochter der Dione» und bezeichnet somit Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe. Muscipula ist das lateinische Wort für «Mausefalle».
Als ich Muri besuchte, um für mein Projekt zu forschen, habe ich eine Wanderung entlang der Bünz nach Bremgarten unternommen. Ich habe mir vorgestellt, dass die Venusfliegenfallen an der Bünz leben. Von hier aus beginnen sie ihre Reise, marschieren nach Muri hinein und erobern das Museum.
Mein Projekt dreht sich um die Themen Tradition und Routine aus der Sicht der Geschlechter. Ich verwende traditionelle Artefakte und Methoden aus Kunst und Handwerk. Dabei versuche ich, sie zu modifizieren und eine neue Erzählung anzubieten, um Haltungen und Positionen, seien sie kollektiver oder persönlicher Natur, in Frage zu stellen.
Seda Hepsev, geb. 1978 in Istanbul, lebt in Zürich. Weitere Informationen siehe www.sedahepsev.com