Victorine Müller

Victorine Müller, Vermessung 2, 2022

Vermessung 2, 2021/22
Einkanal-Video, ohne Ton, Loop

Victorine Müllers Schaffen korrespondiert in vielerlei Hinsicht mit dem Werk des Murianer Landschaftsmalers Caspar Wolf (1735–1783). So sehr ihre Haltung gegenüber der Welt und der Natur derjenigen Wolfs – des distanzierten Beobachters – diametral entgegengesetzt zu sein scheint, so verblüffend sind die motivischen Parallelen. Beiden haben es besondere Landschaftsformationen angetan, seines es Bäche, seien es Felsen oder Höhlen.  Dazu gehört das Söriker Tobel bei Muri. Während Caspar Wolf diese heute noch ursprüngliche Gegend aus sicherer Distanz betrachtet, setzt sich Victorine Müller ihr ganz direkt und körperlich aus. Unmittelbarer kann Naturerfahrung nicht sein.

In einer mehrteiligen öffentlichen Performance – sie stand im Zusammenhang mit dem Ausstellungs- und Forschungsprojekt  von Murikultur GRAND TOUR CASPAR WOLF (siehe Webseite) – schmiegte sich die Künstlerin im September 2021 in einer ausgespülten höhlenartigen Rinne am Bachbettrand des Söriker Tobels an einen mächtigen angeschwemmten Baumstrunk.

Was vor dem Hintergrund der religiösen Vorstellung einer unio mystica (die Vorstellung der Vereinigung des Menschen, bzw. der Frau mit Gott) vielleicht als eine unterwerferische Geste gesehen werden kann, entpuppt sich im Kontext der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussionen als ein Lösungsansatz, der an Stelle eines Nebeneinanders ein wahrhaftiges Miteinander propagiert, aus der «Umwelt» wird die «Mitwelt».

Eins-Sein mit dem grossen Ganzen entspricht dem Prinzip der Grossen Göttin, welches auch Venus wesentlich in sich trägt.

(Text: Peter Fischer)


Victorine Müller, (*1961), lebt in Zürich. Weitere Informationen siehe www.victorinemueller.com