Margrit Rosa Schmid
Lucifer matutinus, 2023-24,
Wasserfarbe und Farbstift auf Papier, 18 Doppelseiten, zu einem Buch geheftet, 70 x 50cm (geschlossen)
Die Künstlerin zu ihrem Werk:
Der Planet Venus, auf den ich mich in meiner Arbeit beziehe, kreist wie die Erde seit Jahrtausenden um die Sonne und zieht auch über die Gegend von Muri hinweg. Die Venus wird auch Morgenstern und Abendstern genannt. Im Benediktinerkloster Muri, gegründet 1027, sangen die Nonnen und die Mönche in der Osternacht das EXULTET (lat. es jauchze), das Osterlob der Lichtfeier, das Licht der Osterkerze. In den letzten Versen dieses Gesangs wird der Morgenstern angerufen:
Sie (die Flamme der Osterkerze) leuchte, bis der Morgenstern erscheint,
jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht …
Flammas eius lucifer matutinus inveniat
ille, inquam, lucifer, …
In meiner Arbeit habe ich Spuren des Planeten Venus gesucht im und um das Kloster Muri, der dortigen Osterfeiern, der Osterzeit, etc. und in Bildnotizen festgehalten.
Zu den einzelnen Bildern:
1 Planet Venus in den ab- und zunehmenden Phasen.
2 Ausschnitt exultet mit dem Text luzifer matutinus. Rechts unten die Gründerin des Klosters Muri: Ita, Gräfin von Lothringen. Osterdatum bei der Klostergründung 1027: 26. März. Das Kloster Muri war in den ersten Jahren ein Doppelkloster. Um 1300 (?) zogen die Nonnen in ein eigenes Kloster nach Hermetschwil. Im heute noch bestehenden Kloster Hermetschwil werden Handschriften aufbewahrt, die zum Teil im Kloster Muri entstanden sind. In der Handschrift Cod. membr. 15, Archiv Hermetschwil, ist auf den Seiten 49–58 das exultet mit Noten und Text aufgezeichnet.
3 Vision Kloster Muri, Doppelkloster, Mönche, Nonnen. Planet Venus umkreist Tag für Tag, Jahr für Jahr, die Sonne.
4 1300, 7. April, Donnerstag Abendmahl, Mönche und Nonnen.
5 1300, 9. April, Osternacht. Kloster Muri brennt nieder.
6 Benediktinerinnen von Muri gründen Kloster in Hermetschwil an der Reuss.
7 Morgenstern (Waffe) beim Kappelerkrieg, während dem auch das Kloster Muri Schaden erlitt. Ulrich Zwingli hatte hier eine Vision der Venus.
8 Benediktiner Johann Caspar Winterlin (1570/75-1634), Muri, beschäftigte sich unter anderem auch mit den Planeten und Sternen; zu der Zeit, als Johannes
Kepler (1571-1630) einen Transit der Venus vor der Sonne vorausberechnet hat: für den 7. Dezember 1631.
9 Venustransit 7. Dezember 1631, gesehen von Kloster Muri und vom Kloster Hermetschwil aus.
10 Vision 1, Venus, Morgenstern.
11 Venusphasen, gesehen von Kloster Muri. Erstmals sind Venusphasen 1610 von Galileo Galilei beschrieben worden.
12 Vision 2 Venus, Abendstern.
13 Venus Abendstern. Pest in der Gegend von Muri.
14 Venus Abendstern. Impression Benediktiner-Doppelkloster Muri, Mönche, Nonnen.
15 Bau Kloster Muri, erste Phasen 1.
16 Bau Kloster Muri, erste Phasen 2.
17 Kalender für die Osterzeit um das Jahr 1027, Gründung Kloster Muri, von Sonne, Mond und Venus.
Margrit Rosa Schmid, geb. 1950, lebt in Zürich. Weitere Informationen siehe: www.margritrosaschmid.ch